Den Rhein zu Tal - von Mulhouse bis Speyer
Samstag, 11. April 2015
Unser Gäste Bea und Köbi treffen auf der Ria ein. Nach einem gemütlichen Essen in der Crêperie Bretonne gehen Bea, Köbi und ich auf Einkaufstour. Gegen 17 00 Uhr verlassen wir den Hafen von Mulhouse. An der Schleuse 41, letzte Schleuse auf dem Canal du Rhone au Rhin, erwarten uns Christian Stephan, einer der Chefs der VNF, in Begeleitung eines netten uns ebenfalls uns bekannten Éclusier. Zum Andenken erhalten wir die neuste VNF Fahne von ihnen. Wir passieren die „porte de garde“, den letzten Engpass, diesmal ohne zu streifen. Gemächlich geht die Fahrt weiter bis zum Quai Peugeot. Es liegen uns bekannte Schiffe am Quai, die hier das Wochenende verbringen wollen.
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Wir machen rein Schiff und klar Deck, wie wir Schiffer das nennen, und warten mit Freude auf unsere Gäste.
Zwischen den Einkäufen ein Mittagessen in der Crêperie Bretonne (v.l.n.r.: Bea, Köbi, Dominique und Surli).
Nachdem alle Einkäufe verstaut sind müssen wir noch zum Schwimmsteg verholen…
…um Wasser zu bunkern. Unsere Freunde, selber Binnenschiffer, legen gleich Hand mit an.
Nach getaner Arbeit: Studium des Rheins!
Zufahrt zur Schleuse 41 des Canal du Rhône au Rhin. Es wird unsere letzte Freycinet Schleuse sein.
Christian, der Chef des Sektors, lässt es sich nicht nehmen, uns persönlich zu verabschieden. Danke für Alles! Es war insgesamt eine wunderschöne Zeit in Frankreich und im Elsass. Merci pour le bon service!
Wir verlassen die letzte Freycinet Schleuse in Richtung Canal Huningue grand gabarit.
Am Quai Peugeot liegen bereits die Risico mit der Agulhas auf Seite, beides Schiffe, die wir kennen. Hier übernachten wir, damit wir dann am Sonntagmorgen um 06:00 Uhr weiterfahren können.
Sonntag, 12. April 2015
Um 05:00 Uhr klingelt uns am Sonntagmorgen der Wecker aus den Federn. Es ist bedeckt und draussen ist es noch dunkel. Mit angeschalteter Navigationsbeleuchtung fahren wir um 06:00 Uhr in den Tag hinein. Auf der Fahrt zur Schleuse Niffer fahren wir an der Jacht „Anatevka“ vorbei, sie liegt an einem Steg kurz vor der Schleuse Niffer. Ihre Bewohner schlafen noch. Jedes mal wenn wir nach Niffer fuhren, haben uns Silvia und Hansjörg Wahl vorher auf der Ria besucht. Diesmal haben wir nur Ihr Schiff gesehen. Auf Wiedersehen!
Pünktlich erreichen wir um 07:00 Uhr die Schleuse Niffer, wo Jürgen, unser Freund und Lotse, an Bord kommt. Eine problemlose Fahrt führt uns auf dem „Grand Canal“ nach Strassburg. Nach Breisach fahren wir mal im Rhein, mal auf dem „Grand Canal“. Es läuft wie geschmiert, wir müssen vor oder in den Schleusen kaum warten. Am Sonntag sind oft nur wenige Frachtschiffe unterwegs. Wir passieren die Schleuse Strassburg zu Tal und schon bald steuert die Ria in den Nordhafen, ins Bassin de l’Armand. Die letzten Sonnenstrahlen erwärmen uns und wir stossen unter unserem neuen Sonnendach auf dem Achterdeck bei dem Apéro auf den 24. Hochzeitstag von Bea und Köbi an. Heute wird unser neues Luftbett eingeweiht. Mit vereinten Kräften verwandeln die Männer das Steuerhaus in eine gemütliche Schlafkabine. Das Luftbett wird getestet, Haustiere, die darauf nicht erlaubt sind, hat Jürgen zum Glück ja nicht mitgenommen, also steht einem erholsamen Schlaf nichts mehr im Wege.
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Fahrt Richung Niffer - die Schleuse kommt in Sicht!
Auf der einstündigen Fahrt nach Niffer sehen wir die Anatevka unserer Schiffsfreunde Silvia und Hanspeter. An der Schleuse Niffer kommt unser Lotse Jürgen, ein Freund von uns, an Bord.
Und schon sind wir auf dem Grand Canal zu Tal.
Köbi freut sich wie ein Schneekönig: Hey - wir sind auf dem Rhein!
Da lassen wir ihn doch lieber etwas ans Steuer, dann kommt ihm kein Unsinn in den Sinn…
Der Gand Canal d’Alsace mit seinen 11 Schleusen. Wir kommen zwischen den Schleusen Kembs und Ottmarsheim aus dem Canal de Huningue gelangen durch die Schleuse Niffer zu Tal in den Grand Canal.
Der Steuermann, der Schiffsführer und der Lotse (v.l.n.r. Köbi, Surli und Jürgen) wechseln sich beim Fahren regelmässig ab.
Um 18:20 Uhr machen wir im Bassin L. Armand fest. Aber noch nicht ganz alle haben Feierabend…
Surli hat nach mehr als zwölf Stunden Fahrt noch das zweifelhafte Vergnügen, die Fettpresse für die Wellenschmierung nachzufüllen.
Schmierfett - keine Delikatesse! Übrigens: mit den Holzkellen wird nicht mehr gekocht…
Nun können wir den schönen Feierabend bei einem Landungsbier geniessen! Später gibt’s dann ein feines Nachtessen.
Montag, 13. April 2015.
Etwas später, doch wiederum früh morgens geht die Reise weiter. Bei Iffezheim fahren wir im Oberwasser der Schleuse Iffezheim in die letzte Schleuse den Rhein zu Tal ein. Die klein gewordene Ria findet ihren Weg bestens zwischen den grossen Frachtschiffen.
Die Landschaft verändert sich. Nun beginnt der frei fliessende Oberrhein. Zwischen Iffezheim und Mannheim liegen zahlreiche Niedrigwasserbuhnen. Buhnen sind kleine, schmale, künstlich angelegte Steinbänke, die im rechten Winkel zum Ufer in den Rhein ragen. Dazwischen lagert sich das Geschiebe (Stein, Sand) ab und somit wird die Fahrrinne für die Schiffe freigehalten. Man sieht diese Buhnen nur bei niedrigem Wasserstand, deshalb der Name Niedrigwasserbuhnen. Da heisst es für die Schifffahrt aufpassen, Gefahr des Auflaufens. Auf der linken Flussseite liegt immer noch Frankreich, auf der rechten Seite liegt Deutschland. Die Städte und Dörfer liegen weiter vom Rheinufer entfernt, die Landschaft ist flach, hin und wieder gibt es auf der linken oder rechten Seite einen kleinen oder grösseren Baggersee, mit kleinen Liegestellen für kleine Schiffe oder Ankermöglichkeiten. Nichts zum Anlegen für die Ria.
Die Ufer sind mit Beinheimer Bank, Stuhlgrund, Seltzer Grund, Plittersdorfergrund, Binsenfeldergrund, Sauergrund usw. benannt. Wir passieren die Rheinhäfen Karlsruhe und viele weiter Gründe. Vor 15:00 Uhr sehen wir auf der linken Flussseite den Dom von Speyer am Ufer thronen. Nach einem sehr kreativen Anlegemanöver, liegen wir gut, mit Landzugang, im Oelhafen von Speyer.
Bea, Köbi und Domininique machen uns auf dem Weg. Köbi bleibt zurück und will die Gegend am Rhein genauer erkunden. Kein Problem. Bea und Domininique wandern durch einen schönen Park, erreichen den Dom und gleich dahinter die Innenstadt. Die autofreie Hauptstrasse in Speyer ist sehr gepflegt, mit vielen guten Geschäften und netten kleinen Kaffees bestückt, wo es natürlich leckeren Kuchen gibt.
Wir machen unsere Einkäufe und gehen wieder zurück ans Rheinufer. Dort tragen uns unsere Füsse zum Restaurant „Zum alten Hammer“. Jürgen und Surli kommen von der RIA ebenfalls zum Restaurant. Zu einem feinen Nachtessen werden wir hier von Köbi und Bea zu ihrem Hochzeitstag eingeladen und geniessen es sehr. Herzlichen Dank Euch beiden.
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Den kanalisierten Rhein zu Tal begegnen wir zahlreichen Frachtschiffen - hier ein Koppelverband (185mx11.40m / 6'000 Tonnen).
Bei Km 318.3 begegnen wir der frei fahrenden Fähre Drusus. Es ist unglaublich, wie geschickt der Steuermann zwischen dem relativ dichten Verkehr hindurch manövriert - eine anspruchsvolle Aufgabe, die Erfahrung, viel Konzentration und ein gutes Einschätzungsvermögen erfordert.
Einfahrt Schleuse Iffezheim. Nach Rücksprache mit dem Schleusenwärter meint dieser: für unser Bootje (Holländisch für Schifflein) hat’s auch noch Platz.
Zeit für einen Schleusenplausch. Köbi ist wissbegierig und profitiert vom profunden Wissen den Jürgen.
Wir sind unten und können Ausfahren. Von nun an hat es auf dem Rhein und seiner Fortsetzung in den Niederlanden keine Schleusen mehr bis zum Meer. Mit einem kleineren Schiff würde Surli nicht so nahe hinter dem ausfahrenden Koppelverband herfahren (2 x 2'000 PS), aber unsere 110 Tonnen geben der RIA genug Stabilität.
Jürgen in gewohnter Position, aber konzentriert am Steuer. Links die elektronische Navigation, davor die Papierunterlagen. In der Mitte das Bild der Kamera, welche die Fahrt aufzeichnet.
Speyer in Sicht!
Surli ist zufrieden: wir hatten eine gute Fahrt und die Stimmung an Bord ist bestens!
Jürgen und Köbi erstellen einen direkten Landzugang. Sieht etwas abenteuerlich aus, ist aber praktischer als über einen leeren Tanker und dann noch 4m eine vertikale Leiter hoch zu klettern.
Ha - Surli hat auch (ein wenig) geholfen und spielt nun den Erschöpften! Und nicht zu vergessen: ohne die Frauen ginge gar nichts!
Schon etwas kreativ angelegt. Aber letztlich ist es reine Geometrie, wie man die Leinen legen muss, damit das so funktioniert.
Am Gebäude eines Ruderklubs findet Dominique ein Wandbild, das zeigt, wie früher getreidelt wurde. Das war dannaber schon die komfortablere Art, die Schiffe zu Berg zu bringen. In den Niederlanden haben oft die Frau und die Kinder das Schiff ziehen müssen, derweil der Mann das Ruder führte.
Tafeln vom Feinsten im Restaurant „Zum alten Hammer“. Bea und Köbi feiern ihren Hochzeitstag und laden die ganze Crew zum Nachtessen ein! Danke vielmal!
Das allabendliche Prozedere: im Steuerhaus Jürgens Bett aufpumpen und bereit machen. Da das elektrisch funktioniert und etwa in knapp 10 Minuten erledigt ist, ist genug Platz für eine aufgeräumte Stimmung, wie man sieht.
Damit schliessen wir hier den ersten Teil unserer Fahrt den Rhein hinunter ab. Wir hoffen, Dir geneigte Leserin, geneigter Leser, sowohl mit der Reportage als auch mit den Zahlreichen Bildern viel Spass bereitet zu haben.
Plandaten der Reise von Dannemarie nach Münster:
Reportage: Dominique
Fotos: Bea + Köbi; Jürgen; Dominique + Urs
Bildlegenden + Layout: Urs