Von Münster nach Minden
Montag, 18. Mai 2015
Wir legen erst gegen 14:00h im Dreieckshafen von Münster ab und fahren erst mal zur Bunkerstation, um den Wassertank zu füllen. Da wir mit dem Schiff noch nie westlich von Münster waren, wissen wir auch nicht, wo man wieder Wasser bunkern kann. Deshalb füllen wir hier noch mal auf.
Es war trotz der Unbill mit dem Fenster eine schöne und erlebnisreiche Zeit in Münster. Also behalten wir unseren unfreiwillig langen Aufenthalt in guter Erinnerung und werden gerne hier wieder mal festmachen. Kurz vor drei Uhr passieren wir dann die Schleuse Münster. Nun liegen 210 Kilometer Dortmund-Ems-Kanal (DEK) und Mitteland-Kanal (MLK) ohne Schleuse vor uns. An Französische Verhältnisse gewohnt, wo wir beispielsweise auch mal fünfzehn Schleusen auf fünf Kilometer Kanal hatten (das bedeutet 3.5 Stunden harte Arbeit), sind dies geradezu paradiesische Zustände.
Wir fahren endlich weiter! (Foto mit freundlicher Genehmigung von CMP Klink)
Auf der Fahrt nimmt ein Berufsfahrer die RIA in voller Fahrt auf. Ein Foto, das wir selber so nie machen können und deshalb ist es eine besondere Aufnahme. Freundlicherweise stellt er das Foto auf MarineTraffic.com zur Verfügung. Nach Rücksprache mit ihm dürfen wir das Foto unter Anmerkung des Copyrights sowohl für unsere privaten Publikationen wie auch auf unserer privaten Website surli.ch verwenden. Bei unserer Kontaktnahme schreibt er mir, dass er nun zwei Wochen in die Ferien geht und sich darauf freut.
Heute sehen wir unter der Brücke 100 ein schönes Graffiti, das uns sehr anspricht und in etwa auch unserem Lebensmotto entspricht. Ergänzend dazu finden wir aber, dass man sein Leben nicht träumen sondern seine Träume leben soll. Da wir erst am Mittag weg fuhren legen wir nach knapp 30 KM, einer Schleuse und gut fünf Stunden Fahrt an.
In Dörenthe liegen wir am Kai eines Silos, das auch schon bessere Zeiten sah.
Dienstag, 19. Mai 2015 - Mittwoch, 20. Mai 2015
Nach gut einstündiger Fahrt erreichen wir Riesenbeck, wo wir beim Km 107.5 DEK festmachen.
An vielen Kais sind Stromtankstellen installiert. Wir benötigen dazu einen Schlüssel, der mit Geld „aufgeladen“ ist und können so für € 0.30 pro KW/h Strom beziehen.
Wir bringen die Velos an Land fahren ins nahe gelegene Dorf Riesenbeck. Ein schönes Dorf mit stattlichen Häusern, das uns sehr gefällt.
Selbstverständlich gehört auch ein grosser Einkauf zu unserer Velotour, den wir dann in unseren Fahrradtaschen verstauen. Da hat mehr Platz als man denkt.
Gegen Abend flaut der Verkehr auf dem Kanal ab und wir geniessen beim Apéro die Abendstimmung.
Wir sind mit unseren Freunden Greth und Ludwig von der „Sapere Aude“ wie auch mit Mirjam und Werner von der „Roti Zora“ in Kontakt und verabreden ein Treffen im Stichkanal Ibbenbüren.
Donnerstag, 21. Mai 2015 - Freitag, 22. Mai 2015
Wir legen erst um 11:00h für eine kurze Fahrt ab und erreichen nach einem Kilometer das „Nasse Dreieck“. Das ist eine grosse, dreieckige Wasserfläche. Hier rechts zweigt der Mittelandkanal (MLK) ab.
Mittelandkanal Kilometer Null: von hier geht’s nach Osten, Richtung Berlin! Im Hintergrund ein Sperrwerk, mit dem bei einem Dammbruch das Wasser vom DEK vom MLK getrennt werden kann.
Hoppla - hier staubt es aber gewaltig! Rasch (und trotzdem vorsichtig) um die Ecke in den Stichkanal Ibbenbühren.
Wir erreichen den kurzen, aber sehr idyllischen Stichkanal Ibbenbühren. Hier kann man ruhig liegen und hat keinen Schwell der grossen Schiffe. Für nicht Schiffer: die grossen Frachtschiffe und Tanker schieben ein paar hundert Tonnen Wasser vor sich her, wenn sie fahren. Das zurück fliessende Wasser verursacht erhebliche Strömungen, eben „Schwell“ genannt. Dieser zerrt natürlich an den angelegten Schiffen.
Im Laufe des Nachmittags kommt die „Sapere Aude“ und legt in elegantem Bogen an. Wir haben Gret und Ludwig schon länger nicht mehr gesehen und die Wiedersehensfreude ist gross! Es gibt viel zu erzählen…
Freitag, 22. Mai 2015
Am Morgen fahren Greth und Ludwig weiter. Wir warten auf die „Roti Zora“, die nachmittags eintrifft.
Die Begrüssung mit Mirjam und Werner ist ebenso herzlich und wir geniessen die gemeinsame Zeit.
Samstag, 23. Mai 2015
Wir überholen die URANUS: „Uranus für die RIA“ - „Uranus hört“ - „kann ich mal bei Dir auf Backbord vorbei kommen?“ - „Lass mal laufen, kein Problem“ - „Danke“. So der Funkverkehr vor dem Überholmanöver. Am Schluss dann: „vielen Dank und gute Fahrt!“ - „Danke, Dir auch!“
Schon fast seit Münster sehen wir steuerbords den Teutoburger Wald, eine geschichtsträchtige Gegend aus der Römerzeit. Ausgrabungen haben dies bestätigt.
Wir erreichen Bad Essen. Die „Roti Zora“ liegt im Jachthafen, wir machen am Berufskai fest. Abends gehen wir mit Mirjam und Werner ins Städtchen und geniessen zusammen ein feines Nachtessen.
Sonntag, 24. Mai 2015
Einkaufen im Bio Hofladen ist eine Freude für das Auge, die Nase und den Gaumen! Es ist Spargelzeit und wir greifen zu! Mirjam und Werner an der Kasse des Hofladens.
Werner lädt die Velos auf: Vorbereitungen auf die bevorstehende Abfahrt!
Und wieder gilt es Abschied zu nehmen: Tschüss „Roti Zora“, auf Wiedersehen Mirjam und Werner! Freunde treffen und Freunde verabschieden - das Leben der Wassernomaden. Wir lösen das Problem so, indem wir uns einfach auf das Wiedersehen freuen, anstatt dem Abschied nach zutrauern. Wir werden erst morgen ablegen und bis Minden fahren. Da werden wir Mirjam und Werner nicht mehr treffen, da sie andere Reisepläne haben und weiter nach Osten wollen als wir.
Wir machen nochmals einen kleinen Ausflug ins schöne und gepflegte Bad Essen.
Der alte Kern des Städtchens ist überschaubar. Es hat schöne Fachwerkhäuser, eine grosse Kirche und einen grossen Platz mit Restaurants und Ladengeschäften. Es lohnt sich, immer mal wieder die Stahlrösser (Velos) zu satteln und am Kanal liegenden Dörfer und Städte anzuschauen.
Montag, 25. Mai 2015 - Mittwoch, 27. Mai 2015
Wir legen um 09:00h ab und erreichen kurz nach 13:00h Minden, wo wir beim Km 101.5 MLK festmachen.
Ein lustiges Schiff, das „#muhboot“ fährt vorbei. Witzig! Aber als Schiffsführer könnte ich mir etwas Besseres vorstellen als den ganzen Tag den A… (sorry: das Hinterteil) einer Kuh anzukucken.
Wir erhalten überraschenden Besuch der „Everdina“: Heidi und Fredi sehen uns und halten spontan an.
Nach kurzem Schnack bei einer Tasse Kaffe steuert Fredi die „Everdina“ weiter Richtung Osten.
Auf der anderen Kanalseite holen wir beim Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) die Karte für die Strom- und Wassertankstellen Richtung Osten. Nachher sehen wir uns die Schachtschleuse Minden an, die in die Weser hinunter führt. In der Nähe hat es auch einen sehr interessantern Informationspavillon des WSA, der die verschiedenen Ausbaustufen des MLK präsentiert und auch einen schönen Film über die Mühen der Schifffahrt von früher zeigt. Ankucken lohnt sich für Schifffahrt Interessierte auf jeden Fall!
Neben der alten Schachtschleuse von 1914, die bis heute in Betrieb ist, wird nun eine gigantische neue Schleuse gebaut, welche die neue Europanorm für Schiffe aufnehmen kann. Die neue Schachtschleuse ist ebenfalls eine Sparschleuse mit Ausgleichsbecken, 139m lang und 12.5m breit.
Wir besuchen mit den Velos Minden, das einiges unterhalb des Mittelandkanals an der Weser liegt. Die Stadt ist aufgrund der Zerstörungen im zweiten Weltkrieg wie so viele Deutsche Städte ein Mix aus einigen alten Gebäuden und sehr vielen Häusern aus den fünfziger und sechziger Jahren. Es ist sicher das Meiste schön gemacht, aber dem Ganzen fehlt irgendwie der Charme, finden wir.
So bereiten wir unsere Weiterfahrt vor, über die wir gerne im folgenden Beitrag berichten.