Von Hannover nach Wolfsburg
Sonntag, 31. Mai 2015
Wir fahren mit der Strassen-/U-Bahn ins Stadtzentrum von Hannover: in den Aussenquartieren fährt die Bahn oberirdisch als Strassenbahn. Kurz vor dem Zentrum taucht sie ab in den Untergrund und wird so zur U-Bahn. Hier am Hauptbahnhof steigen wir aus.
Hier scheint alles sowohl ober- als auch unterirdisch zu sein: dies ist eine zweistöckige Einkaufsstrasse.
Die berühmte Kröpcke Uhr ist gleichsam ein Wahrzeichen wie auch ein Treffpunkt der Stadt. In der Vitrine die gerade leer ist, werden wechselnde Kunstausstellungen organisiert. Die Treppe vor der Uhr kann man hinaufsteigen und sich selber „in der Vitrine“ fotografieren lassen.
Na ja - wem’s Spass macht…
Wir wandern weiter in Richtung der Altstadt.
Die Marktkirche, mitten auf dem Marktplatz. Keine Angst: die Häuser rechts sind senkrecht gebaut. Da hat sich unser Fotoapparat einen kleinen Scherz erlaubt.
Da Hannover im Krieg offenbar grosse Zerstörungen erleiden musste, stehen neue und alte Häuser direkt nebeneinander. Der Wiederaufbau wurde aber sehr sorgfältig durchgeführt, so dass das Ganze harmonisch zusammenwächst.
Hier am Holzmarkt sieht man gut, wie das neue Haus zwar modern gebaut ist, sich aber den alten Häusern gut anpasst.
Die Kramerstrasse, ein Ort langer Tradition.
Liebevoll gestaltetes Detail in der Fassade.
Der Ballhofplatz, ebenfalls ein traditionsreicher Ort. Heute ein lauschiger Treffpunkt mit Strassenkaffees.
Das Schild erklärt den Ursprung…
Eine Leine ist etwas, woran Matrosen die Schiffe festmachen. In Hannover heisst der kleine Fluss, der durch die Stadt fliesst, „Leine“. Na ja - so ist es eben. Im Fluss steht ein Fischer, der sich im Fliegenfischen übt. Rechts sieht man einen Teil des Flohmarktes. In der Bildmitte rechts (Pfeil) kann man ein Bodenmosaik finden (siehe nächstes Bild).
Wenn man unten auf dem Quai darüber geht, realisiert man es gar nicht, dass man über ein Mosaik läuft. Erst von oben realisiert man, dass hier ein Mosaik eingelegt wurde.
Surli hat in mühsamer Kleinarbeit die mehreren Fotos zusammengesetzt (Fotoshop). Das Ergebnis ist super, denn erst jetzt kann man das ganze Mosaik sehen.
Da gibt's noch den alten Schiffer-Witz zu dem Thema: Frage "Wo geht abends der Mann mit seiner Frau an der Leine spazieren?". Antwort: "In Hannover!".
Dominique will unbedingt noch auf die andere Seite des Flüsschens, denn sie hat da etwas sehr Interessantes entdeckt.
Es sind die berühmten Nanas, von denen ein paar Niki de Saint Phalle 1974 hier aufstellen liess.
Pech gehabt…
Im Vordergrund die Markthalle, dahinter der Landtag.
Detailansicht des Dachs.
Wir steigen in den Untergrund, um zurück zu fahren.
Liegestelle bei MLK Kilometer 161.2.
Hier noch ein kleiner Hinweis, falls Du hier mal anlegst: wenn Du zur Brücke gehst, unten durch und dann gleich rechts, kommst Du nach etwa zweihundert Metern zu einem sehr guten, original griechischen Restaurant. Domi und Surli haben es gründlich getestet und sowohl Küche wie Keller hervorragend gefunden.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Am Sonntagmorgen etwa um halb fünf Uhr, es ist schon hell draussen, werden wir unsanft aus dem Schlaf gerissen. Mehrere Leute trampeln über die RIA! Wir springen sofort aus dem Bett und eilen ins Steuerhaus. Wir sehen auf dem Vordeck ein paar junge Leute, die da mit Flaschen in der Hand rum tanzen und Selfies schiessen. Surli drückt kurz entschlossen auf unser Schiffhorn, das einen sonoren Ton von immerhin 115 Dezibel von sich gibt. Das Vordeck ist innerhalb von etwa einer Sekunde leer, einer springt sogar waagrecht über das Schanzkleid an Land, und die Gruppe rennt den Treidelpfad entlang, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Wir gehen, sehr zufrieden ob der grandiosen Wirkung unseres Horns, wieder ins Bett und schlafen weiter den gerechten Schlaf des redlichen Schiffers.
Das war unser erlebnisreicher Aufethalt in Hannover.
Montag, 1. Juni 2015
Wir legen erst um 11:00h in Hannover, Km 161.2 ab und wollen schauen, wie weit wir heute kommen. Der Kanal führt in einem weiten Bogen um Hannover herum, das in einer Senke liegt.
Ferienbungalows am Kanal beim Jachthafen, etwas klein aber idyllisch.
Das Restaurantschiff, das zum Jachthafen Hannover gehört (im Hintergrund).
Die Tremonia setzt schwungvoll zum Überholen an. Das Manöver ist über Funk abgesprochen.
Wir sagen dem im Schifferjargon: The Hebel on the Table. Wenn man von einem grossen Frachtschiff überholt wird, muss man auf die Sogwirkung achten, die teilweise recht erheblich sein kann, auch für unser 110 Tonnen Schiff.
Und vorbei - der Schiffsführer bedankt sich über Funk und wünscht gute Fahrt. Das wünschen wir ihm auch.
Nun geht’s beschaulich weiter: Dominique beobachtet einen „Huckepack“ Verkehr im Kanal.
Holland in Hannover! Wie die Windmühle hier hin kam, wissen wir leider nicht.
Die Schleuse Anderten, eine kleine Herausforderung: beide Kammern sind 217mx12m, Hub 14.7m! Und wer liegt denn da am Wartesteiger? Die Tremonia. Es gibt eine alte Schifferregel, die besagt: sei freundlich zu jedem, denn du siehst ihn mindestens zweimal! Das stimmt.
Da diese Schleuse keine Schwimmpoller hat, muss das Seil umgehängt werden: im richtigen Moment aus dem unteren Poller raus und bevor das Schiff weg driftet beim oberen Poller wieder einhängen und fest ziehen. Notfalls muss der Schiffsführer den Bug halt mit der Bugschraube wieder an die Wand drücken.So oder so viel Arbeit für die Matrosin und den Schiffsführer, der das hintere Seil bedient. Wir lösen das in aller Ruhe und mit der Routine, die wir haben.
Als wir das Oberwasser erreichen, sieht Dominique ein schönes Haus an der Schleuse. Ob das Wellen sind oder das Haus nur die Stirne runzelt?
Der Kaliberg von Sehnde, ein künstlich aufgeschichteter Berg mit dem Ausbruch aus dem Kalibergwerk.
Riesige Anlage, um die Frachtschiffe, die Kohle bringen, zu löschen (auszuladen). Dahinter das Kohlekraftwerk, der nicht ganz saubere Preis für den lobenswerten Atomausstieg.
In Sophiental, Km 210.8, sehen wir einen kleinen Anleger, in den wir genau hinein passen. Da das Restaurant noch geschlossen ist, übersehen wir geflissentlich, dass da „nur für Sportboote“ steht.
Dienstag, 2. Juni 2015
Das Frühstück dauert etwas länger und so legen wir um 09:20h ab Richtung Wolfsburg.
Wir passieren Braunschweig, einen grossen Container-, Schrott-, Öl- und Agrarhafen. Rasch weiter!
Da vorne wird überholt trotz Gegenverkehr. Keine Angst: alles wird über Funk abgesprochen! Kein Problem.
Wir erreichen die Schleuse Sühlfeld und wer wartet da? Der Überholer von vorhin. Der Schleusenwärter weist uns die kleine Kammer zu, wo der „Grosse“ nicht hinein passt, uns so überholen halt wir wieder…
Wir erreichen Wolfsburg, wo wir gegenüber der Volkswagen-Autostadt festmachen. Wir liegen „verkehrsgünstig“ zwischen dem angrenzenden Hauptbahnhof und am Quai des Mittelandkanals.
Mittwoch, 3. Juni 2015 bis Freitag, 5. Juni 2015
Wir nutzen die erlaubte Liegedauer von 72 Stunden, um wieder mal gross einkaufen zu gehen und uns vor allem die Autostadt ausgiebig anzuschauen:
Man geht durch ein riesengrosses Glasgebäude, wo man das Ticket kaufen kann. Auf der anderen Seite kommt man heraus und wird von einem eindrücklichen Überblick über das Gelände empfangen. Wir finden dann später heraus, dass dies nur ein Teilüberblick ist, das ganze Gelände ist noch viel grösser! Das über dem rechten Kamin ist nicht Rauch, das ist eine Wolke, die sich dekorativ ins Bild drapiert hat.
Die Autostadt wurde zur Weltausstellung von den Volkswagen Werken gebaut. Heute betreibt die Autostadt GmbH, eine Tochterfirma von VW, dieses riesige Gelände, das direkt neben dem Volkswagenwerk liegt mit seinem Wahrzeichen, den vier grossen Kaminen der ehemaligen Energiezentrale. Die Anlage ist sehr gut bewacht, äusserst gepflegt und sehr eindrucksvoll. Irgendwie wird man das Gefühl nicht ganz los, knietief durch Geld zu waten. Das, was gezeigt wird, ist auch für technisch nicht so interessierte absolut eindrücklich und so verbringen einen Abend und den anschliessenden Tag in der fantastischen Dauerausstellung.
Links das Haus der Zeiten, ein historischer Überblick über die Entwicklung des Automobilbaus mit vielen (sehr wertvollen) Oldtimern. Das Ganze ist mit zahlreichen Informationstafeln sehr gut beschildert und gibt den interessierten Besuchern Gelegenheit, sich auch etwas vertiefter mit der Materie zu befassen.
Anschliessend einige Impressionen unseres Besuchs in der Autostadt:
Ein Haus für ein einziges Auto: hier steht ein etwa eine Million teurer Bugatti - in Silber!
Lauschiger Aussichtsplatz mitten im Grünen.
Wenn man mit der Hand über die Tulpen fährt, beginnen diese zu leuchten.
High Tech pur: ein Sport Audi, dahinter an der Wand hängt der verschweisste Aluminiumrahmen dieses Autos.
Hallo schöne Frau, auch in Wolfsburg?
Es hat zwei riesige Türme, in denen Neuwagen, fertig zur Auslieferung, vollautomatisch gelagert werden. Für Besucher gibt es die Möglichkeit, sich in einer speziellen Kabine vom Roboter in die oberste Etage befördern zu lassen.
Der Roboter hat einen Neuwagen, der nun vom stolzen Besitzer abgeholt wird, im Lager geholt und schiebt ihn hier gerade von der Transportplattform zur Ausfahrt, wo das Auto dann manuell übernommen wird.
In dieser Spezialkabine werden wir vom Roboter vollautomatisch abgeholt, aus der Box auf die Transportplattform gezogen, rasant in die Höhe gehoben und dann zuoberst wieder in eine Box geschoben.
Hier geniessen wir dann die Aussicht vom Turm auf das Ausstellungsgelände.
In einem speziellen Gebäude wird „Think Blue“ propagiert. Es hat einen interaktiven Bildschirm, der eine ganze Wand bedeckt. Hier wird zur Schonung der Umwelt aufgerufen. Natürlich wird betont, dass die Automobilindustrie alles tut, um die Umwelt zu schonen (Anmerkung: ausser Autos zu bauen - aber das steht da nicht an der Wand).
Und dass jeder Mensch selbst Verantwortung übernehmen und dazu beitragen soll, der Umwelt sorge zu tragen, zum Beispiel mit vorbildlichem Verhalten im Strassenverkehr. Natürlich soll Jede(r) auch zuhause viel beitragen.
Dann kann man auf ein Land tippen, um zu sehen, was man da für die Umwelt tut.
Wir finden heraus, dass die „Umwelt Arena“ im August (2015) ihre Pforten öffnen wird. Auf einer Ausstellungsfläche von mehr als 11'000 m2 Informationen zu dem Thema. Selbstverständlich wird auch Volkswagen auf über 300m2 mit „Think Blue“ seine langfristigen Bemühungen auf diesem Gebiet präsentieren, so der Text. Das Besucherpotential wird auf über 300'000 pro Jahr geschätzt. Da lohnt es sich ja sicher…
Anmerkung: das ist höchst professionelles Marketing und Imagepflege, als ehemals Verantwortlicher für Corporate Communication ich finde das sehr spannend.
Ein VW Transporter von 1956 - nostalgische Gefühle kommen auf! Ein heisses Teil!
Krönender Abschluss: Surli findet seinen, damals in den frühen sechziger Jahren heiss geliebten „Mucki“ wieder! Das waren noch Zeiten! Ich könnte hier die nächsten 10 Seiten schreiben, was ich mit diesem Dreirad alles erlebte, erspare es Euch aber. Immerhin so viel: er machte 125Km/h, man hat die Füsse vor der Vorderachse und eine absolut direkte Lenkung wie ein Gocart! Und - ich lebe noch.
So geht unsere Liegezeit in Wolfsburg zu Ende.
Schlusspunkt.