Von Oberwesel nach Köln
Mittwoch 15. März 2015.
Mit freudiger Erwartung stehen wir alle schon um 07:00 Uhr im Steuerhaus. Heute geht es durchs Gebirge, vorbei am Loreleyfelsen und der in St, Goar sitzenden Loreley. Das will niemand verpassen. Auch heute strahlt die Sonne am blauen Himmel. Ja - wenn Engel reisen, dann scheint die Sonne. Wir fahren im Wissen von der Revierzentrale Oberwesel gut überwacht zu werden.
Der Rhein im Gebirge bei Km 554. Links ein Bergfahrer, im Hintergrund ein Hotelschiff und rechts der Loreley Felsen. Im Vordergrund kann man auch das unruhige Wasser sehen.
Schon bald sehen wir die Loreley auf ihrem Felsen sitzen. Dank Erweiterung des engen, felsigen Tales und der Revierzentrale mag sie wohl die Schiffer heute nicht mehr zu verwirren. Ja, früher gab es hier viele Schiffsunglücke, was wohl zur Geburtsstunde der Sage über die Loreley geführt haben mag. Nach St, Goarshausen verlassen wir das enge Tal und fahren auf der RIA zufrieden weiter. Zur Linken und Rechten gibt es viele Burgen, Schlösser, kleine und grössere Städtchen zu bestaunen. Die Fahrt ist kurzweilig und wir versuchen auf unseren Karten die Namen der Burgen zu finden. So erreichen wir Koblenz.
Was geschieht denn jetzt? Wohin fährt denn die RIA? Wir drehen über Backbord in die Mosel ein! In der Moselmündung nach dem Kaiserdenkmal legt die RIA an einem guten Steg an. Was für eine Überraschung, dass wir hier anhalten! Das haben Jürgen und Surli ausgeheckt und uns nichts gesagt! Die Wasserschutzpolizei hat den Steg nach der Znünipause verlassen und uns sehr freundlich Platz gemacht. Bea, Köbi und ich gehen an Land. Wir spazieren zur Seilbahnstation, die uns über den Rhein auf die Festung Ehrenbreitstein hinauf fährt. Oben angekommen gehen wir zum Aussichtspunkt und bestaunen die weitläufige Sicht über das Rheintal, auf Koblenz und die umliegenden Gegenden. Weit unten in der Moselmündung finden wir die klein gewordene RIA. Bea spendiert uns ein Eis. Danach geht es mit der Seilbahn wieder talwärts. Wir warten auf die Seilbahngondel mit dem Glasfenster im Boden der Gondel. Dies bietet uns auf der Rückfahrt ganz andere Aussichten. Ein lohnenswerter Ausflug.
Zurück auf der RIA geht die Reise auf dem Wasser weiter talwärts. Wir passieren in Neuwied das Haus, wo Jürgen aufgewachsen ist. Die Landschaft ist wieder flach geworden. Um 17:15 Uhr erreichen wir Köln. Die neu erbauten, den alten Frachtkranen nachempfundenen Wohn und Geschäftshäuser und der Kölnerdom erscheinen auf der linken Seite. Wir fahren in den Hafen Köln Deutz und machen fest. Hier liegen wir vor allzu viel Wellen gut geschützt für die Nacht. Köbi verwöhnt uns mit einem feinen Nachtessen. Danach machen sich Bea, Köbi und Jürgen per Bus auf den Weg, um sich in der Altstadt noch ein echtes Kölsch zu genehmigen. Urs und ich erkunden kurz die Umgebung und machen es uns anschliessend auf dem Achterdeck gemütlich.
Bilderbogen
Panoramaaufnahme von St. Goar. Auf dem Molenkopf der Hafeneinfahrt kann man in der Vorbeifahrt eine kleine Statue der Loreley sehen.
Was passiert denn hier? Jürgen und Köbi putzen das Deck mit dem Deckwash[1] die RIA. Danke!
[1] Mit der Bilgenpumpe wird Flusswasser an Deck gepumpt. Über einen angeschlossenen Schlauch kann das Schiff gereinigt werden.
Das Tankmotorschiff Fidelity zu Berg wird von einem Hotelschiff überholt, wir lassen beide auf Backbord. Hotelschiffe sind meist in Eile, weil sie einen engen Fahrplan einhalten müssen.
Die AZOLLA, ein überbreites Containerschiff, hat das blaue Bord (links oben am Steuerhaus) gesetzt. Wir setzen ebenfalls das blaue Bord mit weissem Blinklicht und passieren Steuerbord / Steuerbord, das heisst, wir fahren links an dem Riesen vorbei. Der Bergfahrer bestimmt, auf welcher Seite er fahren will.
Spay bei Km 578 liegt an einer fast endlosen Biegung des Rheins.
Das könnte die Marksburg sein. Bei den vielen Burgen besteht immer eine Verwechslungsgefahr…
Die Schottel Werft, Km 578.5, welche die weltberühmten gleichnamigen Schiffsantriebe herstellt.
Die Festung Ehrenbereitstein kommt in Sicht und kündigt das Ende des Mittelrheins an.
Wir erreichen Koblenz und damit bei Km 592 das Deutsche Eck, wo die Mosel in den Rhein fliesst. Surli hat die Schwimmweste angezogen, wie das für Arbeiten an Deck Vorschrift ist.
Unerwartet für unsere Gäste biegt die RIA über Backbord in die Mosel ein. Jürgen am Steuer und Surli als Matrose lassen Bea, Köbi und Dominique an einem Fährenanleger kurz ans Land und verholen dann die RIA an einen Anleger, der gerade frei wurde.
Die drei Landgänger fahren hoch zur Burg Ehrenbereitstein und geniessen die Aussicht auf Koblenz und die Moselmündung.
Mir dem Teleobjektiv gefunden: das Deutsche Eck und die winzig kleine RIA (rechts, Mitte oben am Bildrand).
Die Aussicht von Ehrenbereitstein auf den Rhein zu Tal. Jetzt wird klar, warum diese grosse Festung hier gebaut wurde!
Nach der Linkskurve zu Tal ist eine Aue, die man auf der linken Seite passiert. Da ist die Fahrrinne sehr eng und es hat starke Strömung. Also hart am Rand der Fahrrinne fahren (5m Abstand zur Tonne).
Bea und Köbi geniessen den Ausflug.
Warten auf die richtige Gondel…
…die einen Glasboden hat, durch den man nach unten kucken kann. Eine ganz neue Perspektive! Fantastisch, aber nur für schwindelfreie Leute zu empfehlen.
Nautisches: die Anzeige auf der elektronischen Wasserkarte: die Pasteur mit 7.40Km/h zu Berg, die Salva überholt soeben mit 16.00 Km/h die RIA (kleines Schiff im Kreis)...
…und so sieht das dann aus der Sicht des Steuermanns aus: mit dem Blauen Bord mitten durch zwischen dem Frachter und Tankmotorschiff. Sieht spektakulärer aus als es ist, aber man muss wissen, was man tut.
Herzig - die Moby Dick, ein Ausflugsschiff zu Berg. Das Steuerhaus ist in der MItte des Schiffs oben drauf. Da kann man auch das balue Bord sehen, das heisst: selber auch das balue Bord setzen und kreuzen Steuerbord / Steuerbord.
In Bonn, Km 654, fahren wir am ehemaligen Regierungsviertel vorbei. Heute sind da zahlreiche Verwaltungen untergebracht.
Bei Km 682 kommt Köln in Sicht, unser heutiges Tagesziel.
Diese zwei Bürokomplexe und das Wohnhaus sollen die alten Hafenkräne symbolisieren. Im Hintergrund sieht man den Kölner Dom. Am linken Ufer könnten wir festmachen. Da es da sehr unruhig ist tun wir dies nicht.
Jürgen ist seit fast 40 Jahren Rheinschiffer und geniesst es, mal nicht am Steuer sitzen und sich auf die Fahrt konzentrieren zu müssen, sondern
auf dem Vordeck die schöne Stadt Köln mit dem Münster im Hintergrund an sich vorbei ziehen zu lassen. Voraus liegt die Deutzer Brücke.
Wir legen im Deutzer Hafen an, wo wir vor dem Schwell der grossen Schiffe geschützt sind.
Köbi hat wieder ein tolles Nachtessen gekocht, das wir dank schönem Wetter auf dem Achterdeck geniessen können.
Bea, Köbi und Jürgen fahren am Abend mit dem Bus in die Stadt, um sich noch ein richtiges Kölsch zu genehmigen.
Dominique und Surli lassen den Tag nach einem kurzen Spaziergang auf dem Achterdeck ausklingen.
Reportage: Dominique
Fotos: Bea + Köbi; Jürgen; Dominique + Urs
Bildlegenden + Layout: Urs