Sommerreise 2014-5 Von Saint Symphorien sur Saône nach Dannemarie

Montag, 25. August 2014

Mit etwas gemischten Gefühlen nehmen wir den letzten Teil unserer diesjährigen Reise in Angriff. Der Doubs ist ein sehr launischer Fluss: entweder hat er zu wenig Wasser, was die Gefahr beinhaltet, dass man auf Grund läuft. Und das ist nicht immer nur Kies, das kann dann auch mal ein Felsen sein. Innert ein bis zwei Tagen kann sich das Ganze ins Gegenteil drehen, der Pegel steigt in Besançon von 2.10m auf 3.50m oder höher und der Doubs wird zum reissenden Fluss und führt Hochwasser. Die Schifffahrt wird bei 3.50m eingestellt, letztes Jahr fuhren wir bei 3.20m zu Berg und es war mehr als schwierig. 

Aktuell ist der Pegel in Besançon extrem tief, gerade mal bei gut zwei Metern. Immer noch besser als Hochwasser, aber für ein grosses Schiff wie die RIA auch nicht das reine Vergnügen. Na ja - wir wollen uns nicht im Voraus verrückt machen und legen frohen Mutes in St. Symphorien ab.  

Rue du Paradis.

An der Schleuse 73 finden wir dann sogar das Paradies. Wer hätte das auf der diesjährigen Reise gedacht?  

Von Saint Symphorien bis kurz unterhalb Dole fahren wir im Kanal. Die Strecke kennen wir gut, denn es ist sicher das sechste Mal, dass wir hier fahren. Die Umgebung des Kanals ist sehr kontrastreich: lange fährt man im Wald, dann kommen Felder und Wiesen und manchmal fährt man an einem ein Dorf vorbei. 

Usine Solvay.

Und dann kommt das Kontrastprogramm: wir passieren die chemische Fabrik Solvay. Alles voller Warnschilder, was man tun muss, wenn der Alarm ertönt. Irgendwie haben wir immer ein ungutes Gefühl, wenn wir hier vorbei fahren.

Choisey. 

Kurz vor Dole liegt Choisey. Der lange Schwimmsteg ist leer und wir beschliessen, hier fest zu machen. Bislang sind wir immer vorbei gefahren, um dann in Dole anzulegen. Wir freuen uns darauf, auf der gut bekanten Strecke nun etwas Neues kennen zu lernen.

Hart verdienter Weg zum Einkauf!

Wir durchqueren das Dorf und steigen auf der anderen Seite eine lange Treppe hinauf. Der Weg zum Einkauf muss verdient werden! Wir bleiben noch einen Tag hier in Choisey. 

Mittwoch, 27. August 2014

Nicht allzu früh legen wir um halb Zehn ab, um die knapp 5 Kilometer und 2 Schleusen bis Dole zu fahren. 

Wiedersehen mit der Hirondelle.

Kurz nach dem Ablegen begegnen wir den Hirondelle. Auf dem Hotelschiff ist eine neue Besatzung an Bord. Wir wechseln ein paar Worte beim Vorbeifahren. 

Dole.

Nach gut einer Stunde erreichen wir Dole.

Wir freuen uns auf die schöne Stadt und machen einen ausgedehnten Spaziergang zur Kathedrale hinauf. Wir finden aber eine etwas ausgestorbene Stadt wieder. Fast jedes zweite Geschäft ist geschlossen. Am Schaufenster steht „à vendre“ oder „à louer“ - zu kaufen oder zu mieten. Auch ein paar kleinere Restaurants haben definitiv geschlossen. Die Zeichen der Wirtschaftskrise werden deutlich sichtbar. Wir sind erstaunt, wie sich das Bild in nur einem Jahr gewandelt hat. Das stimmt uns etwas traurig, denn Dole ist wirklich eine sehr schöne Stadt. So beschliessen wir, gleich morgen schon wieder weiter zu fahren. 

Donnerstag, 28. August 2014 

Wir legen um 08:25h ab, da wir eine längere Etappe vor uns haben.

Vorzüglich gereinigte Schleuse.

Wir freuen uns über die vorzüglich gereinigte Schleuse! Normalerweise liegt das abgeschnittene Gras bis zum Schleusenrand. Wenn man dann nach der Schleusung die Seile einzieht, zieht man dann das ganze abgeschnittene Gras mit aufs Schiff. 

Oberhalb Dole befahren wir noch einen längeren Abschnitt im Kanal, bevor dann ab Rochefort-sur-Nenon der Wasserweg wechselweise im Doubs und im Kanal verläuft.

Rochefort-sur-Nenon.

Die Wachschleuse in Rochefort-sur-Nenon.

Der hängt wohl schon lange hier?

Dieses Schiff hängt wohl seit dem letzten Hochwasser am Ufer.

Wenig Wasser im Doubs.

Der Doubs führt zurzeit extrem wenig Wasser. 

Kanal im Fluss.

Hier verläuft der Kanal im Fluss. Wenn der Pegel höher ist, sieht man diese Mauer nicht mehr.

Ranchot.

Wir erreichen Ranchot ohne Probleme. Das Anlegen ist etwas schwierig, weil es Ringe statt Poller hat. Da benötigt man Hilfe vom Ufer, denn man kann erst aussteigen, wenn man angelegt und die Gangway installiert hat. Andererseits kann man nur anlegen, wenn jemand das Seil durch die Ringe zieht. Auf der anderen Seite liegen zwei Mietboote. Wir rufen den Leuten und fragen, ob sie uns helfen könnten. 

Unsere Helfer fahren weiter.

Die freundlichen Engländer (Foto beim Wegfahren) kommen über die Brücke auf unsere Seite und helfen uns. Danke! 

Freitag, 29. August 2014

Heute machen wir eine kurze Etappe. In drei Stunden erreichen wir den alten Ladequai bei der Moulin d’Arenthon, wo wir für gewöhnlich immer festmachen. Auf den Grundmauern der alten Mühle wurde in den letzten zwei Jahren ein neues kleines Elektrizitätswerk gebaut. Leider surren die neuen Turbinen etwas laut. Trotzdem ist es ein romantisches Plätzchen zum Übernachten.

Samstag, 30. August 2014

Wir haben gestern Nachmittag entschieden, dass wir trotz niedrigem Pegel in Besançon am grossen Ponton oberhalb der Moulin Saint Paul anlegen wollen. Da man nach dem Tunnel ein paar hundert Meter zu Tal fahren muss, um den Ponton zu erreichen, müssen wir da wenden. Bei dem Pegelstand haben wir das Risiko, dass wir auf Grund laufen. Aber wir wagen es!

Dominique hat gestern schon angerufen um einen Platz für uns zu reservieren. Der Ponton wird vom Office de Tourisme betrieben. Die Dame kann sich sogar an uns erinnern und sie freut sich, dass wir wieder mal in Besançon festmachen. 

Wir legen um acht Uhr ab. Wie gehabt verläuft der Wasserweg teilweise in kanalisierten Abschnitten (Dérivations) und teilweise im Doubs. Aus dem Doubs müssen wir im neunzig Grad Winkel in die Schleuse Thoraise einfahren. Letztes Jahr bei Hochwasser ging das etwas schief. Deshalb konzentriert sich Surli besonders auf das Manöver und es geht diesmal gut. Ufff. 

Souterrin de Thoraise.

Im kurzen Tunnel von Thoraise hat man „Kunst am Bau“ installiert. Das Lichtgeflacker an der Decke mag ja lustig sein für die Fussgänger. Für die Schifffahrt ist das eher irritierend. Da der Tunnel nicht lang ist, geht die Passage aber trotzdem recht gut. 

Wenn man aus dem Tunnel heraus kommt, biegt der Kanal im rechten Winkel nach Steuerbord ab. Wieder mal ist „Haken schlagen“ angesagt. Mit einigem Hin und Her können wir die RIA aber problemlos an Ort und Stelle wenden und im Kanal weiter fahren.

Leider kann man hier nicht anlegen.

Jedes Mal, wenn wir in Avenay am „Bistrot d’Avanne“ mit dem schönen alten Auto und der Kuh vorbei fahren, bedauern wir, dass wir hier nicht anlegen können. Wir würden gerne mal schauen, ob es innen auch so schön und gepflegt aussieht wie aussen. So fahren wir halt weiter und begnügen uns mit einem Foto. 

Barrage neben der Schleuse.

Bei diesem niedrigen Wasserstand sieht man die Steine des Wehrs. Das Foto haben wir aus der daneben liegenden Schleuse vom Schiff aus aufgenommen. 

Einfahrt ins Souterrin de la Cidadelle.

Einfahrt in das Souterrain de la Citadelle in Besançon. Unter der Brücke rechts geht es hinein in die Schleuse, die bereits im Tunnel liegt. Zum Glück ist hier (roter Pfeil) angeschrieben, wo es zum Rhein geht (roter Kasten rechts unten)… 

Die Zitadelle von Besançon.

Nach dem Souterrain sehen wir die Citadelle von der anderen Seite. Im Vordergrund eine Péniche, in der ein Architekt seine Büros eingerichtet hat.

Das Wendemanöver am Ponton verläuft problemlos und wir legen erleichtert an. Das Wetter ist schön, Besançon eine schöne und interessante Stadt und so beschliessen wir, drei Nächte zu bleiben. So haben wir zwei ganze Tage, um wieder mal einen ausgedehnten Bummel durch die Stadt zu machen. 

Am Sonntag, 31. August 2014 ist ein grosses Fest: das neue Tram in Besançon wird eingeweiht. Heute können alle gratis mit dem Tram fahren. Angesichts der vollgestopften Tramzüge verzichten wir jedoch gerne darauf uns geniessen einfach den Bummel über die verschiedenen Plätze mit Musik, Ständen, Bistros und den vielen fröhlichen Menschen.

Am Montag, 1. September 2014 ist es dann wesentlich ruhiger in der Stadt und wir geniessen den Kontrast zum vorherigen Tag. Natürlich verpassen wir die Gelegenheit nicht, im Marché Couvert (Markthalle) einkaufen zu gehen. Es hat da feste Stände, die eine bunte Vielfalt delikater Esswaren anbieten. Wir schwelgen im üppigen Angebot und füllen unseren Einkaufs Trolley, genannt „Kartoffel Mercedes“, bis zum Rand.

Dienstag, 2. September 2014

Kurz nach acht Uhr legen wir ab und sagen Besançon adieu! Weiter geht es den Doubs zu Berg.  

Den Doubs zu Berg.

Bei schönem Wetter fahren wir im schönen Tal des Doubs zu Berg.

Deluz.

Schon kurz vor Mittag legen wir in Deluz an. Bei einem nachmittäglichen Spaziergang durch das Dorf stellen wir fest, dass die Boulangerie / Epicerie inzwischen auch für immer geschlossen hat. Schade. 

Mittwoch, 3. September 2014

Schon früh legen wir ab mit dem Ziel Baume-les-Dames. Da wir nicht sicher sind, ob wir da anlegen können, wollen wir genug Reserve einplanen für den Fall, dass wir da noch weiter fahren müssen. Der Wasserweg verläuft hier nun weitgehend im Fluss, was erhöhte Konzentration erfordert. 

Wir haben Glück und finden in Baume-les-Dames tatsächlich eine etwas behelfsmässige Anlegemöglichkeit zwischen dem Hafen und der Wachschleuse. Wir sind froh, dass wir hier fest machen können.

Donnerstag, 4. September 2014

Zehn Minuten vor acht Uhr legen wir ab und fahren weiter im Doubs zu Berg. Kurz nach halb vier Uhr erreichen wir l’Isle-sur-le-Doubs. Hier verlassen wir den Doubs endgültig, denn ab da verläuft der Wasserweg ausser einer kurzen Überquerung des Doubs bei Voujeaucourt im Kanal. Der Doubs hat sich dieses Jahr von seiner freundlichen Seite gezeigt und wir sind ihm dankbar dafür. 

Anlegen in l’Isle-sur-le-Doubs.

Anlegen in l’Isle-sur-le-Doubs. Eckhard, der Hafenmeister hat uns bereits erwartet und steigt bei der Schleuse ein, um mit uns die kurze Strecke bis zum Quai zu fahren. Natürlich hat er für uns bereits einen Platz reserviert. (Foto Eckhard Schmidt). 

Wir bleiben am 5. und 6. September 2014 noch in l’Isle-sur-le-Doubs um im nahe gelegenen Intermarché einzukaufen und die Gästekabine bereit zu machen für unsere Freunde Annemarie und Aschi, die am Samstag ankommen und dann am morgigen Tag bis Montbéliard mitfahren wollen.

Das Wiedersehen mit unseren Freunden aus Wabern bei Bern ist äusserst herzlich. Wir haben uns viel zu erzählen. So beschliessen wir, abends im Restaurant zu essen. So haben wir mehr Zeit für uns.

l’Isle-sur-le-Doubs.

L’Isle-sur-le-Doubs.

Sonntag, 7. September 2014

Überquerung des Doubs.

Wir geniessen die wunderschöne Fahrt nach Montbéliard. Die Überquerung des Doubs (Bild) verläuft dieses Jahr völlig problemlos. 

Gefährliche Untiefen.

Diesmal kommen wir gut an den gefährlich nahen Untiefen vorbei. So können wir den Schrecken des letzen Jahres, als wir hier den Doubs bei Hochwasser überquerten, endgültig abhaken und vergessen! 

Zugbrücke von St. Suzanne.

Auch die Zugbrücke von St. Suzanne funktioniert dieses Mal einwandfrei und wir können ohne Verzug passieren. Nun ist es nicht mehr weit bis Montbéliard!

Montag, 8. September 2014

Wir bleiben zwei Tage in Montbéliard. 

Annemarie und Aschi.

Annemarie und Aschi müssen schon wieder nach Hause. Es war eine kurze, aber sehr schöne und intensive Zeit zusammen auf der RIA. Zum Abschied bekommen wir noch ein dickes Lob der beiden erfahrenen Schiffer für unsere professionelle Zusammenarbeit beim Fahren und dem passieren der Schleusen. Das freut uns natürlich. Tschüss bis im Winter, da werden wir uns sicher wieder sehen! 

Im Hafen sehen wir auch Alain und Michel wieder, die beide auf ihren Schiffen hier im Hafen wohnen. Beide sind ziemlich beschäftigt, nehmen sich aber trotzdem die Zeit für einen Schwatz.

Dienstag, 9. September 201

Wir verabschieden uns von Montbéliard und legen kurz nach acht Uhr ab. Es ist wieder ein schöner Fahrtag, alles läuft gut und wir geniessen die Reise. Kurz oberhalb Montbéliard kommen wir in den Fluss Allan. Hier können wir den Motor nochmals auf Touren bringen, was ihm gut tut. Mit der 4.25m tiefen Schleuse 12 verlassen wir den Fluss. Hier muss Dominique immer die Leiter hinauf klettern, weil wir sonst nicht festmachen können. Später kommen wir zur Allenjoie, wo wir nach der Schleuse 9 den Allan auf einer Kanalbrücke überqueren.

Bei der Schleuse 8 Fontenelles geben wir den Télécommande ab, denn ab hier zu Berg sind die Schleusen nicht mehr automatisch. Wir wechseln ein paar Worte mit dem Schleusenwärter, den wir kennen. Sein alter Hunde war letztes Jahr gestorben und nun hat er einen neuen Labrador. Wir freuen uns mit ihm darüber.

Es ist ein Commerce (Frachtschiff) zu Tal angemeldet, und so beeilen wir uns, möglichst rasch das schmale Flüsschen zwischen der Schleuse 8 und 7 zu Berg zu befahren, denn hier könnten wir nicht kreuzen. Surli sieht die Péniche auf dem AIS und sieht, dass sich das ausgehen wird. Über den Funk nehmen wir Kontakt auf und vereinbaren ein Kreuzen oberhalb der Schleuse 7. Der Marinier meint, dass dies problemlos klappen sollte. Und so war es dann auch. 

Die Sequens.

Wir begegnen der Sequens, wechseln ein paar Worte und beide Schiffe ziehen ihres Weges. 

Um 14:20 Uhr legen wir in Montreux Château an.

Mittwoch, 10. September 2014 

Heute ist der letzte Fahrtag der diesjährigen Saison! Wir legen um 07:05 Uhr ab. 

Die Provence.

In der Schleusentreppe begegnen wir der Provence: Hallo Joe, alles bestens? Gute Fahrt!

Angekommen in Dannemarie.

Angekommen in Dannemarie! Wir lernen Orélia, die neue Hafenmeisterin kennen (rechts) und treffen Ursula und Jean-Marc von der Sugus III wieder, die hier für ein paar Tage festgemacht haben.

Winterquartier.

Die RIA liegt wieder an ihrem gewohnten Platz, allerdings noch „verkehrt“ herum. Wenn wir dann die Backbordseite überholt haben, werden wir wenden und definitiv mit der Steuerbordseite anlegen, um auch diese Seite zu überholen (Holz ölen und Schiff streichen). 

Übersicht letzte Etappe.

Hier zum Anschluss ein kleiner Überblick über die letzte Etappe dieses Jahres.

Fazit

Die diesjährige Fahrt war nicht immer einfach. Wir haben auch erlebt, wie die Wirtschaftskrise in Frankreich erschreckend sichtbar wird und mancherorts auch auf die Stimmung der Menschen drückt.

Trotzdem haben wir viele nette und freundliche Menschen kennen gelernt, Freunde und Bekannte wieder gesehen und manch schöne Stunden beim Fahren oder am Feierabend erlebt. Wir sind gesund zurück und das Schiff hat keinen Schaden genommen. Dafür sind wir jedes Mal dankbar, wenn wir zurück sind, denn das ist nicht einfach selbstverständlich. 

Wir haben im Moment nach sieben Jahren in den engen Kanälen und Schleusen Frankreichs ein wenig genug davon und freuen uns nun auf das nächste Jahr, wenn wir nach Berlin fahren.

Für die Interessierten legen wir hier noch die Zusammenfassung des Logbuchs des Jahres 2014 bei: 

Logbuch RIA Jahres-Statistik 2014.

Vielen Dank für Dein Interesse an unseren Geschichten. 

Danke für Dein Interesse!

Herzlichst
Dominique und Urs 

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!     Dominique
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!          Surli

Drucken